Kirche im Untergrund
Rückseite einer Medaille auf das Kirchenjubiläum der Gnadenkirche Hirschberg, Silber, 1759
„Ach Gott wie weit“ – Gläubige strömen zu den Flucht- und Grenzkirchen Niederwiesa, Harpersdorf und Probsthain. Allein die Kirche in Probsthain hatte in dieser Zeit in einem Jahr 21.600 auswärtige Kommunikanten. Dagegen wurden nur 37 einheimische Kinder getauft.
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Obwohl massivem Druck ausgesetzt, hielten die meisten schlesischen Protestanten an ihrem Bekenntnis fest. Vielerorts blieben die katholisch gewordenen Kirchen leer. Dagegen nahmen Gläubige zu Tausenden jeden Sonntag stundenlange Wege auf sich, um die evangelische Predigt zu hören. Neben den drei Friedenskirchen boten bestehende Kirchen unmittelbar jenseits der Landesgrenzen den schlesischen Protestanten Zuflucht. Auf polnischem, brandenburgischem und kursächsischem Gebiet wurden hastig Fachwerkbauten errichtet, Scheunen und Ställe ausgebaut, Über zwanzig „Grenzkirchen“ entstanden neu. Aus ihren Kirchen vertriebene Geistliche, sogenannte Buschprediger, hielten in Wäldern Gottesdienst ab.
Viele Protestanten wanderten lieber aus als zu konvertieren. Man schätzt, dass etwa 200.000 Schlesier in dieser Zeit ihre Heimat verlassen haben.
Steinaltar auf Równica-Ustroń
In den Wäldern um Teschen finden sich heute noch Steinaltäre mit Gedenktafeln. Sie erinnern an die „Buschprediger“ des 17. Jahrhunderts, die hier unter freiem Himmel predigten.
© Parafia Ewangelicko-Augsburska w Cieszynie