Schlesien erfahren: Vergessene Inschriften in Ober- und Niederschlesien

Das Kulturreferat für Schlesien lädt zur Präsentation des Projektes „Vergessene Inschriften“ ein. Der aus Oberschlesien stammende Regionalist und Journalist Dawid Smolorz sammelt sie und dokumentiert mit den Fotografien von Thomas Vossbeck auf dem Portal Vergessenes Erbe.

Nach 1945 kämpften die kommunistischen Machthaber über vier Jahrzehnte lang mit großem Eifer gegen die Spuren deutscher Vergangenheit in Ober- und Niederschlesien wie auch in anderen Regionen des nördlichen und westlichen Polens, für die die kommunistische Propaganda den Begriff „Wiedergewonnene Gebiete“ lancierte. Diesem Kampf fielen unter anderem auch jegliche deutschsprachige Informations- und Werbeaufschriften, Ladenschilder und Wegweiser zum Opfer. Doch zum Glück war dieses Bemühen nicht überall von Erfolg gekrönt. Auch heute kann man in vielen kleineren und größeren Ortschaften Schlesiens historische deutsche Schriftzüge sehen oder unter bröckelndem Putz entdecken. Obwohl sie die „Entdeutschungsaktion“ überstanden haben und seit der Wende keiner politisch motivierten Zerstörung ausgesetzt sind, kann man nur schwerlich behaupten, dass ihnen in unserer Zeit nichts droht. Denn nicht weniger gefährlich als das wachsame Auge der sozialistischen Behörden damals sind heute das mangelnde Verständnis für dieses Kulturerbe, teilweise gepaart mit den eigentlich wünschenswerten Modernisierungsmaßnahmen, die Kommunen und Wohnungsgemeinschaften an Gebäuden durchführen.

Das Projekt „Vergessene Inschriften“ präsentiert ausgewählte deutschsprachige Schriftzüge aus Ober- und Niederschlesien – sowohl solche, die in der Nachkriegszeit nicht unwiederbringlich zerstört wurden, als auch jene, die in den letzten Jahren auf Initiative jetziger Hausbewohner oder zuständiger Kommunen restauriert wurden.

Termin:

  • Bildvortrag von Dawid Smolorz: „Wo die Mauern noch Deutsch sprechen. Inschriftenarchäologie in Ober- und Niederschlesien“
  • 8.11.2023, 18:00, Schlesisches Museum zu Görlitz, Eingang Fischmarkt 5, Eintritt 3 Euro. 


Eine Veranstaltung des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz in der Reihe Schlesien erfahren.

Bild oben: Die an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert am nördlichen Stadtrand von Bad Salzbrunn (Szczawno Zdrój) gebaute Villa diente von Anfang an als Pension und Gaststätte. Eines ihrer charakteristischen Elemente stellt die Veranda dar, in der sich früher ein Tanzsaal befand. Wie einem nicht mehr erhaltenen deutschsprachigen Text an einer Seitenwand des Gebäudes zu entnehmen war, hatten die Gästezimmer bereits modernes elektrisches Licht. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Objekt u.a. das Internat „Szarotka“ des Schulzentrums für Keramik. Jahrzehntelang blieben die deutschen Schriftzüge unter einer dicken Farbschicht verborgen. Erst im Rahmen der Sanierungsarbeiten nach 2010 wurden sie wieder freigelegt. Fot. Thomas Vossbeck